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Versklavt, misshandelt, ermordet (07.07.2003)
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Daten: |
Autor: |
balou |
Eingestellt am: |
29.04.2009 - 22:52:33 Uhr |
Persönlicher Bezug: |
- |
Typ: |
Einzelmord |
Mordart: |
Erschlagen
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Mordort: |
- |
Realitätsbezug: |
Realer Mord |
Täter gefasst: |
Ja |
Altersgruppe des Opfers: |
Jahre
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Geschlecht des Opfers: |
Männlich |
Mord ID: |
288 |
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Versklavt, misshandelt, ermordet (07.07.2003) |
Es ist ein Alptraum, der dem 29-jährigen Thies Fischer widerfährt - einer, der für ihn mit dem Tod endet. Der geistig leicht behinderte Kasseler zieht mit 21 von zu Hause aus und schlägt sich jahrelang mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durch.
Als das Geld schließlich knapp wird und er die Miete nicht mehr bezahlen kann, erhält er ein Angebot, das verlockend klingt: Werner und Michaela H., Bekannte aus seinem Umfeld, bieten Thies an, in ihr Haus in Grebenstein-Udenhausen (Landkreis Kassel) einzuziehen. Dieser nimmt freudig an, da ist Thies 28 und hat noch 1 Jahr zu leben.
Was ihn allerdings im Haus des 41-jährigen Mannes und seiner 37-jährigen Frau erwartet, sorgt später im Prozess für helle Empörung: Der behinderte Thies wird dort wie ein Sklave gehalten, wird misshandelt, geschlagen, auf den homosexuellen Strich geschickt, muss Urin trinken, in einem Kinderzelt leben und bekommt tagelang nichts zu essen.
"Praktisch ohne Hemmschwelle" bescheinigt das Gericht später dem Hauptangeklagten Werner H., habe dieser sich an Thies abreagiert - auch seine Frau und Freunde des Pärchens durften ihn quälen, wenn ihnen danach war. Der Lohn für diese "Fürsorge": rund 500 EUR Arbeitslosenhilfe und Wohngeld - der hauptsächliche Grund, warum das Paar angeboten hatte, ihn bei sich aufzunehmen.
Was dann passiert, hat sich schon lange vorher abgezeichnet: Am 6. Juli 2003, einem Sonntag, gerät Werner H. wieder einmal über Kleinigkeiten in Wut und fängt an, mit einem Holzschemel auf Thies einzuschlagen. Immer heftiger werden die Schläge, bis schließlich der Schemel zerbricht - Thies ist an Gesicht und Kopf so schwer verletzt, dass er bewegungsunfähig am Boden liegen bleibt.
Ganze anderthalb Tage läßt Werner H. Thies so liegen, niemand will einen Arzt holen, die Misshandlungen sind zu offensichtlich. Am Abend des 7. Julis verliert das Opfer schließlich das Bewußtsein und das Ehepaar beschließt, ihn jetzt irgendwo loszuwerden.
Mit Hilfe eines befreundeten Pärchens, Alexander E. und Jennifer K., wird Thies dann in den VW-Bus der Familie gebracht, die Fahrt geht von Kassel weg auf die B7 - die Täter wollen eine falsche Spur legen: nichts soll auf Thies Martyrium und seine Peiniger hinweisen.
Doch die Folgen der Misshandlungen sind zu gravierend: Im Laufe dieser nächtlichen Fahrt schließlich erliegt Thies seinen Verletzungen - vermutlich früh morgens am 8. Juli, seinem 30. Geburtstag.
Im Leben wie auch im Tod behandeln ihn seine Peiniger wie Abfall: Seine Leiche werfen die 4 hinter 2 Baumstämme an der B7 zwischen Lengröden und Creuzburg - Sie wird erst 10 Tage später entdeckt werden.
Ein Abgleich mit der Liste der Vermissten und einem DNA Test bringt für die Polizei schließlich nach zweieinhalb Jahren die Gewissheit: der Tote ist Thies Fischer. Diese Spur führt schließlich zur Verhaftung der Täter und zur Aufdeckung der menschenunwürdigen Bedingungen im Haus von Werner H.
Vor Gericht gestellt, wird dieser als Hauptangeklagter 2007 vom Landgericht Kassel zu 8 Jahren und 3 Monaten verurteilt - eine Entscheidung, die allgemein aufgrund der Umstände der Tat als unangemessen milde angesehen wird.
Helga Fischer - die Mutter des Opfers - legt dagegen Revision ein und bekommt schließlich am 29.04.2009 das erneute Urteil des BGH zu hören: "Lebenslang" für Werner H., ein kleiner Trost für den großen Verlust ihres Sohnes.
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