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Mord am Harburger Blutsonntag (15.03.1920)
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Daten: |
Autor: |
balou |
Eingestellt am: |
28.07.2008 - 00:05:14 Uhr |
Persönlicher Bezug: |
- |
Typ: |
Einzelmord |
Mordart: |
Erschossen
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Mordort: |
Woellmerstrasse, Hamburg-Heimfeld |
Realitätsbezug: |
Realer Mord |
Täter gefasst: |
Nein |
Altersgruppe des Opfers: |
Jahre
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Geschlecht des Opfers: |
Männlich |
Mord ID: |
228 |
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Mord am Harburger Blutsonntag (15.03.1920) |
Das Ende des I. Weltkriegs brachte Deutschland keine Ruhe: Ein als ungerecht empfundener Friedensvertrag bot in der Bevölkerung reichlich Stoff für Unmut, die fortschreitende Inflation, politischen Wirren und die knappen Grundnahrungsmitteln taten ein Übriges. Die normale Bevölkerung litt unter der schwierigen Lebenssituation, ehemals tonangebende großbürgerliche Kreise bedauerten ihren Machtverlust und die Abdankung des Kaisers.
Aus dieser Situation heraus versuchte die 1918 in Berlin gegründete "Nationale Vereinigung" die alten Zustände wieder herzustellen, allen voran der ostpreußische Generallandschaftsdirektor Dr. Wolfgang Kapp. Dessen Bemühungen gipfelte schließlich im Kapp-Putsch 1920, der in der Nacht vom 12. auf den 13. März mit einem Truppenvormarsch auf Berlin begann und bald auch seine Wirkung in anderen Städten zeigte.
So war auch in Hamburg der Kapp-Putsch angekommen, wurde dort aber prompt mit einem Generalstreik der arbeitenden Bevölkerung beantwortet. Zur Unterstützung des Putsches und zur Niederschlagung des Streiks angefordert, machte sich der Fliegerhauptmann Rudolf Berthold mit seinem Freikorps, der "Eisernen Schar" von Stade aus auf den Weg. Berthold, am 24. März 1891 in Naumburg geboren, war ein mit dem Pour le Mérite Orden ausgezeichnetes "Fliegerass" aus dem I. Weltkrieg, der seinen Einfluss nutzte, 1919 ein Freikorps zur "Bekämpfung des Bolschewisums" zu gründen.
Dieses rund 700 Mann starke Freikorps war am 14. März 1920 in Hamburg-Heimfeld angekommen und machte dort Quartier in der Schule Woellmerstrasse, einer Mittelschule für Mädchen. Von der Nachricht dieses Vormarsches alarmiert, versuchen verschiedene lokale Amts- und Würdenträger am 14. und am 15. März mit Berthold zu verhandeln. Sie fordern ihn auf, ohne Stopp durch Harburg nach Berlin zu fahren, was dieser jedoch ablehnt, weitere Verhandlungen verlaufen erfolglos.
Die Stimmung heizt sich auf und als Reaktion darauf umringen kurze Zeit später bewaffnete Harburger Einwohner, die Einwohnerwehr und Soldaten des Pionierbataillons die Schule. Es kommt zu einer Schiesserei mit den in der Schule verschanzten Freikorpslern. Da der "Eisernen Schar" aber schließlich Verpflegung und Munition ausgehen, sieht sich Hauptmann Berthold zur Kapitulation gezwungen.
Berthold wird in das nahe liegenden Lokal "Zur Rennbahn" gebracht, als weitere Schüsse aus dem Hinterhalt fallen - offenbar abgegeben von noch nicht entwaffneten Mitgliedern des Freikorps. Eine wütende Menge folgt daraufhin Hauptmann Berthold, zerrt ihn wieder aus dem Lokal hinaus und prügelt und tritt diesen. Als er schließlich eine kleinkalibrige Pistole zieht und sich verteidigen will, wird ihm diese entrissen und gegen ihn gerichtet. Hauptmann Berthold stirbt durch die Kugeln seines eigenen Magazins. In seinem Körper werden später ebenfalls 2 weitere Kugeln aus einem Gewehr gefunden.
Neben Berthold sterben bei dem Gefecht am 15. März insgesamt 16 Personen, 62 weitere werden zum Teil schwer verletzt, der Tag wurde bekannt als der "Harburger Blutsonntag". Der oder die Mörder Bertholds konnten nie gefasst werden, sein Tod wurde aber sowohl seinerzeit als auch im Dritten Reich funktionalisiert. Bertholds Grab befindet sich heute auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Der von ihm unterstützte Kapp-Putsch endete schon nach 4 Tagen am 17.03.1920.
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Quelle: |
Allgemeinwissen |
Weitere Angaben: |
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Permalink: |
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