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Eva Maria Mariotti - ein Hamburger Justizirrtum (28.06.1946)
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Daten: |
Autor: |
Stoever |
Eingestellt am: |
07.08.2008 - 23:45:39 Uhr |
Persönlicher Bezug: |
- |
Typ: |
Einzelmord |
Mordart: |
Erdrosselt
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Mordort: |
Loogestieg, Hamburg |
Realitätsbezug: |
Realer Mord |
Täter gefasst: |
Ja |
Altersgruppe des Opfers: |
Jahre
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Geschlecht des Opfers: |
Weiblich |
Mord ID: |
236 |
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Eva Maria Mariotti - ein Hamburger Justizirrtum (28.06.1946) |
Hamburg-Eppendorf kurz nach Kriegsende: Im Loogestieg wird die wohlhabende Zahnarztwitwe Maria Moser tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Der oder die Täter entkommen mit einem Pelzmantel und einen Morgenmantel - den im Korsett des Opfers eingenähten Schmuck entdeckt man allerdings nicht. Es dauert nicht lange und ein Bekannter des Opfers gerät in das Visier der Kriminalpolizei. Erich Sterba, ein gebürtiger Tscheche, der später in seiner Heimat zu 25 Jahren Haft verurteilt wird, bestreitet aber die Alleinschuld an der Tat. Vielmehr belastet er seine damalige Lebensgefährtin, welche die alte Dame, nachdem er sie niedergeschlagen hatte, mit einem Tuch erdrosselt haben soll. Ihr Name Eva Maria Mariotti: Ein Name, der in den 60er Jahren in die Hamburger Justizgeschichte einging und die Boulevardpresse mit Schlagzeilen versorgte.
17 Jahre dauerte die Suche nach der schönen, in Prag geborenen Frau mit dem exotischen Namen, die angeblich intime Beziehungen zu Politikern und Industriellen pflegte. Dann wurde sie im Oktober 1960 in São Paulo von Interpol festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert - für die Frau der Beginn eines langes Martyriums.
Der erste Prozess wird ihr 1963 gemacht. Aufgrund mangelnder Beweislage wird er ausgesetzt, die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter. Weitere Monate des Wartens stehen der Angeklagten bevor. Dann der neue Prozess, an dessen Ende eine Verurteilung wegen Mordes zu lebenslanger Haft steht. Doch der Bundesgerichtshof hebt das Urteil wegen eines Verfahrensfehlers auf.
Weiter geht es am 31. März 1965. Die Mariotti schweigt diesmal konsequent, was ihr der Staatsanwalt zunächst in seinem Plädoyer negativ auslegt. Doch dann greift plötzlich der Generalstaatsanwalt sensationell und noch während des Plädoyers in das Geschehen ein und nimmt die Angeklagte aufgrund ihres Schweigens in Schutz. Ihr Verteidiger Servatius schafft es danach, Widersprüche in den Aussagen des Kronzeugen aufzudecken und unter Bravo und Beifallsrufen aus dem Publikum spricht das Schwurgericht Eva Maria Mariotti am 14. Juli frei. Jubeln kann sie selbst nicht: Sie bricht zusammen und ruft stammelnd nach ihrer Mutter. Für die 1.300 Tage Untersuchungshaft, die ihr körperlich und seelisch schwer zugesetzt haben, gewährt man ihre eine Entschädigung von 200.000 DM.
Eva Maria Mariotti stirbt Anfang der 70er Jahre einsam und verarmt auf Gran Canaria.
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Quelle: |
Literatur |
Weitere Angaben: |
Justizirrtum! Deutschland im Spiegel spektakulärer Fehlurteile Jörg Kunkel, Thomas Schuhbauer ISBN: 3593375427
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Permalink: |
https://www.mordort.de/morddetail/eva-maria-mariotti-ein-hamburger-justizirrtum-28061946-mid-236__blGKT6jdZG5gY |
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