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Ein Ehrenmann und doch ein Mörder (21.12.1806)
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Daten: |
Autor: |
balou |
Eingestellt am: |
29.07.2009 - 22:04:33 Uhr |
Persönlicher Bezug: |
- |
Typ: |
Einzelmord |
Mordart: |
Erschlagen
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Mordort: |
Beilngries |
Realitätsbezug: |
Realer Mord |
Täter gefasst: |
Ja |
Altersgruppe des Opfers: |
Jahre
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Geschlecht des Opfers: |
Männlich |
Mord ID: |
298 |
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Ein Ehrenmann und doch ein Mörder (21.12.1806) |
Ein Ehrenmann, durch und durch - das sagten alle aus, mit denen Joseph Auermann, 36 Jahre und katholisch, je zu tun hatten. Ein friedfertiger, gläubiger Mensch, von dem auch seine Frau sagt, in 10 Jahren Ehe nicht einen Streit gehabt zu haben. Aber wie wird dann so jemand zum Mörder?
Die Antwort liegt in der Person seines ehemaligen Knechtes Konrad Pögel, dem er sowohl Lohn als auch die Rückzahlung eines Darlehens schuldete. Pögel, der selbst nun in Dietfurt ein eigenes Anwesen gekauft hatte, drängte immer energischer auf Auszahlung der geschuldeten 400 Gulden, die er für die Bezahlung seines Anwesens benötigt, und scheut auch nicht die Anrufung des Gerichts. Dieses setzt schließlich Auermann per Gerichtsbeschluss eine letzte Frist zur Rückzahlung bis Ende des Jahres.
Auermann ist verzweifelt und versucht das Unmögliche, innerhalb dieser Frist das Geld zusammenzubringen. Aber sowohl Freunde wie auch Verwandte können oder wollen ihm nicht helfen. Dies bekommt auch Pögel mit und greift schließlich zu radikalen Massnahmen: Am 19. Dezember, 5 Tage vor Weihnachten und noch weit vor Ablauf der gerichtlichen Frist erscheint er vor seinem säumigen Schuldner und quartiert sich nach kurzem Streit uneingeladen im Hause Auermanns ein.
Von da an überschüttet Pögel seinen Schuldner Auermann in seinem eigenen Haus bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Schimpf und Schande und drängt immer roher auf Herausgabe des Geldes. Auermann hat dem wenig entgegenzusetzen und wird immer verzweifelter, bis er schließlich am 21. Dezember nach einer Kneipentour in sein Haus kommt und keine andere Lösung mehr sieht, als Pögel mit einem Holzscheit zu erschlagen.
Die hastig vergrabene Leiche, die Blutspuren im Haus, das plötzliche Fehlen Pögels - alles das bleibt nicht lange unbemerkt, und so wird Auermann schließlich verhaftet und dem Hofgericht in Neuburg zugeführt.
Er wird dort schuldig gesprochen und zum Tod durch das Schwert verurteilt. Sein Fall aber erregt Aufsehen, vor allem duch den Kontrast zwischen der grausamen Tat und dem tadellosen Leumund des Auermann, so dass das Staatsministerium beim König eine Umwandlung der Strafe beantragte.
Gleichzeitig diente der Fall in der damaligen Rechtswissenschaft als Beispiel für die Unterscheidung einer Tat nach Mord oder Totschlag und gelangte als solches in die berühmte Sammlung "merkwürdiger Verbrechen" von Anselm von Feuerbach, die nachwirkend ein breites Echo fand.
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Quelle: |
Literatur |
Weitere Angaben: |
Merkwürdige Verbrechen. Sechzehn Kriminalgeschichten Anselm von Feuerbach ISBN: 3821844353
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Permalink: |
https://www.mordort.de/morddetail/ein-ehrenmann-und-doch-ein-moerder-21121806-mid-298__bl9kOZXmRjWek |
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